Published: 2015-09-09
ISBN: 978-91-7685-933-9
ISSN: 1650-3686 (print), 1650-3740 (online)
Gab es am Anfang der Menschheitsgeschichte Krieg (Hobbes) oder Frieden (Augustinus)? In diesem Beitrag wird die These vertreten, dass der Friede das dem Wesen der Menschen gemäße Verhalten zueinander sei. Aber durch Habgier und Raub kam der Krieg, der jeweils neuen Krieg hervorruft. Durch die negativen Umstände veränderten sich die Triebe und neigen daraufhin (K. Lorenz, S. Freud) zu jener maßlosen Gewaltanwendung, die in Kriegen herrscht. Sokrates und Jesus versuchten, die dem Menschen adäquate gerechte und friedliche Grundhaltung zu fördern. Weil dies als systemstörend empfunden wurde, wurden beide hingerichtet. Sokrates wandte sich primär an den Intellekt der Gebildeten, Jesus an das Empfinden der durchschnittlichen Leute, weshalb sich, trotz der raschen Beseitigung Jesu, die von ihm ausgelöste Bewegung recht konsequent verbreitete. Ein offener Konflikt kriegerischer Vertreter der Staatenwelt mit friedensbetonten Christen, durch welche sich das militaristische System potentiell gestört gefühlt hätte und diese Störung (also die Christen) gegebenenfalls beseitigt hätte, wurde durch das Bündnis der Kirche mit dem Staat – einschließlich der Entwicklung der Lehre vom Gerechten Krieg – verhindert.
Nach dem Ende dieses Bündnisses folgten die Weltkriege, welchen eine Ernüch¬terung folgte. Die in der Nachkriegszeit in Europa aufgekommene Friedensbereitschaft schwindet heute wieder, wenn man sie nicht durch Schärfung des Blicks auf die Wurzeln von Krieg und Frieden pflegt.
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