Konferensartikel

Wie kann eine humanitäre Intervention begründet werden?

Peter G. Kirchschläger
Universität Freiburg/Schweiz; Zentrum für Menschenrechtsbildung (ZMRB) der Pädagogischen Hochschule Luzern, Switzerland

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Ingår i: Proceedings from The Ethics of War and Pease. 51st Annual Conference of the Societas Ethica, August 21-24, 2014, Maribor, Slovenia

Linköping Electronic Conference Proceedings 117:7, s. 77-95

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Publicerad: 2015-09-09

ISBN: 978-91-7685-933-9

ISSN: 1650-3686 (tryckt), 1650-3740 (online)

Abstract

Angesichts von Leid und Schrecken, das beispielsweise von einer Regierung der eigenen Bevölkerung bzw. Teilen der eigenen Bevölkerung angetan wird, kommt aus einer aussenstehenden Perspektive zum Einen das Verlangen auf, diesem Treiben ein Ende zu setzen. Dabei steht man vor der Herausforderung, ob vor dem Hintergrund der Souveränität eines Staates ein Recht auf Intervention besteht. Zum Anderen stellt sich die Frage, ob man als aussenstehender Beobachter nicht sogar in der Pflicht steht, zur Beendigung und zur Verhinderung von Leid und Schrecken von anderen Menschen so weit wie nur möglich beizutragen, wenn man selbst für sich beansprucht, nicht Opfer von Leid und Schrecken zu werden.

Anderen Staaten bzw. der internationalen Gemeinschaft stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung, Gewalt ein Ende zu setzen und diese in Zukunft zu verunmöglichen. Dazu zählen auch „humanitäre Interventionen“ – ein gewaltvolles Eingreifen in einen Konflikt, um Menschen zu schützen und somit ein humanitäres Anliegen zu verfolgen.

Aus einer ethischen Perspektive ergibt sich erstens die Herausforderung, dass das Mittel der „humanitären Intervention“ zwar dem Zweck dient, Leiden und Sterben von Menschen zu beenden und zu verunmöglichen, gleichzeitig als Mittel menschliche Verletzungen und Verluste mit sich bringen kann.

  • Zweitens besteht bei „humanitären Interventionen“ die Gefahr, dass diese für andere Zwecke instrumentalisiert werden.
  • Drittens stellen sich die Fragen, ob – und falls ja – wie eine „humanitäre Intervention“ begründet werden kann.
  • Des Weiteren muss geklärt werden, ob sich im Falle einer moralischen Legitimität von „humanitären Interventionen“ Verpflichtungen ergeben.
  • Der Artikel setzt sich mit diesen Fragestellungen auseinander und versucht, zur Klärung der Begründungsfrage von „humanitären Interventionen“ beizutragen.

Nyckelord

Humanitäre Intervention; Menschenrechte; Begründung; Verantwortung; Verpflichtung

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